14/10/2024 0 Kommentare
Was Hirtinnen zu sagen haben
Was Hirtinnen zu sagen haben
# Evangelisches Leben
Was Hirtinnen zu sagen haben
Wien (epdÖ) – Beate Hofmann, Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, beendete am Sonntag, 6. Oktober, die Predigtreihe „Was Hirtinnen zu sagen haben“ in der Lutherischen Stadtkirche in Wien. Diese Reihe, initiiert von Bischof Michael Chalupka, hatte das Ziel, kirchenleitende Frauen in den Fokus zu rücken.
Seit Mai 2019 steht Hofmann als Bischöfin an der Spitze ihrer Kirche. Ihre Wahl markierte ein starkes Zeichen für die wachsende Rolle von Frauen in kirchlichen Leitungspositionen. Auch wenn es mittlerweile „eine gewisse Normalität“ gebe, Frauen diese Ämter zuzutrauen, so betont Hofmann, dass es weiterhin schwierig sei, Frauen für solche Positionen zu gewinnen. „Frauen treten oft zurückhaltender an solche Aufgaben heran als Männer“, erklärt sie. Erst wenn Strukturen familienfreundlicher würden, könnten diese Hemmungen überwunden werden. Der Stressfaktor und die schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie seien oft Hürden, die Frauen von Leitungspositionen abhielten.
Gezielte Frauenförderung sieht Hofmann als Schlüssel zur Veränderung, und dies müsse nicht nur die Kindererziehung, sondern auch die Pflege von Angehörigen umfassen. Für Hofmann ist ein stabiles Unterstützungssystem entscheidend. Sie befürwortet eine Quotenregelung, um Frauen aktiv in Führungspositionen zu bringen. „Mit einer Quote sucht man gezielt nach Frauen“, sagt sie, und verweist auf das Gremienbesetzungsgesetz ihrer Kirche. Auch persönliche Netzwerke und die Zusammenarbeit mit anderen Frauen hätten ihr selbst geholfen, ihre Aufgaben als Bischöfin zu meistern. „Gute Freundschaften und Orte, an denen ich aus meiner Rolle herauskommen kann, sind für mich unerlässlich“, ergänzt sie.
In ihrer Predigt in der Lutherischen Stadtkirche bezog sich Hofmann auf den Brief des Apostels Paulus: „Ihr seid ein Brief Christi.“ Diese Aussage sei heute genauso aktuell wie damals. „Was wir als Kirche sagen, wird an dem gemessen, was wir tun – oder nicht tun.“ Hofmann betonte, dass Menschen oft weniger durch Predigten und Statements, sondern vielmehr durch Begegnungen vor Ort Zugang zur Kirche fänden. So berichtete sie von einem Tauffest in Kassel, bei dem sich kürzlich 38 Menschen in offenen Kirchen taufen ließen.
Die Bischöfin sprach sich in ihrer Predigt klar gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aus. Sie rief dazu auf, die Türen der Gemeinden für Geflüchtete zu öffnen und sich entschlossen gegen Hass und Ausgrenzung zu stellen. Besonders hob sie die Bedeutung des Engagements gegen den Hass auf Jüdinnen und Juden hervor und forderte dazu auf, für Frieden im Nahen Osten zu beten und zu arbeiten. „Das Eintreten gegen Rassismus und Fremdenhass ist ein Zeugnis, das wir der Welt schulden“, betonte Hofmann.
Pfarrerin Julia Schnizlein, Bischöfin Beate Hofmann und Bischof Michael Chalupka nahmen gemeinsam am Gottesdienst in der Lutherischen Stadtkirche teil.
Bild: Stadtpfarrerin Julia Schnizlein, Bischöfin Beate Hofmann und Bischof Michael Chalupka beim Gottesdienst in der Lutherischen Stadtkirche in Wien.
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