
25/06/2025 0 Kommentare
Ulrich Körtner nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschiedet
Ulrich Körtner nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschiedet
# Neuigkeiten

Ulrich Körtner nach 33 Jahren in den Ruhestand verabschiedet
Am Mittwoch, den 25. Juni 2025, wurde O. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich H.J. Körtner nach über drei Jahrzehnten akademischer Tätigkeit an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien feierlich verabschiedet. Mit einem Kolloquium unter dem Titel »Welchen Sinn hat es, von Gott zu reden? Fragen und Perspektiven theologischer Hermeneutik« würdigten Kolleginnen und Kollegen aus dem In- und Ausland sein theologisches Wirken.
Ein theologisches Lebenswerk zwischen Ethik, Hermeneutik und öffentlichem Diskurs
Ulrich Körtner wurde 1957 in Hameln (Deutschland) geboren und studierte Evangelische Theologie in Bethel, Münster und Göttingen. 1982 wurde er mit einer Arbeit über Papias von Hierapolis promoviert, 1987 habilitierte er sich mit einer Schrift über die Apokalyptik. Nach Stationen als Gemeindepfarrer in Bielefeld und als Studienleiter an der Evangelischen Akademie in Iserlohn wurde er 1992 auf den Lehrstuhl für Systematische Theologie (reformierte Theologie) an die Universität Wien berufen. Im Zuge dieser Berufung nahm er auch die österreichische Staatsbürgerschaft an.
Neben seiner universitären Lehre war Körtner langjähriger Leiter (2001–2022) und zuletzt stellvertretender Leiter des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin (IERM). Er war Mitglied zahlreicher nationaler und internationaler Ethikgremien, u. a. der österreichischen Bioethikkommission beim Bundeskanzleramt und der UNESCO-Kommission COMEST. Von 2014 bis 2019 war er Direktor des Instituts für Öffentliche Theologie und Ethik der Diakonie (IÖThE) in Österreich.
Seine Forschungsgebiete umfassten die theologische Hermeneutik, die medizinethische Reflexion, die evangelische Sozialethik, die Ökumenische Theologie sowie das Verhältnis von Theologie und Naturwissenschaft. Besonders seine Beiträge zur hermeneutischen Theologie – in der Nachfolge von Rudolf Bultmann, Ernst Fuchs und Gerhard Ebeling – prägten den Diskurs. In seiner Dogmatik (2018/2020), der Evangelischen Sozialethik und seiner Ökumenischen Kirchenkunde legte er grundlegende systematisch-theologische Werke vor.
Auch in öffentlichen Debatten meldete sich Körtner immer wieder pointiert zu Wort – etwa zur Impfpflicht, zu Fragen der Bioethik oder zur Rolle der Kirchen in der Migrationspolitik. Als profilierter Vertreter einer politisch sensiblen, aber nicht aktivistischen Theologie plädierte er für einen kritischen Dialog zwischen Glaube, Wissenschaft und Gesellschaft. Mit der feierlichen Verabschiedung endet eine außergewöhnlich lange und vielseitige universitäre Laufbahn, die zahlreiche Impulse für Theologie, Kirche und Gesellschaft hinterlassen hat.
Persönliche Anmerkung von Pfarrer Müller
»Ulrich Körtner war einer meiner prägenden Lehrenden an der Fakultät. Als reformierter Theologe brachte er eine klare Linie, geistige Schärfe und eine gewisse Unnachgiebigkeit in die Debatte ein – auch in Vorlesungen. Viele seiner Themen haben sich tief in mein Denken eingegraben, ganz gleich, ob ich sie teile oder nicht. Und manches, was ich später als lutherischer Pfarrer weiterentwickelt habe, trägt auch die Handschrift seiner Fragen. Dafür bin ich dankbar.«
Links:
- Wikipedia-Artikel zu Ulrich Körnter
- Link zur Feierlichen Verabschiedung - Institut für Systematische Theologie und Religionswissenschaft
Kommentare