Religiöse Gruppen in Syrien: Vielfalt und Herausforderungen

Religiöse Gruppen in Syrien: Vielfalt und Herausforderungen

Religiöse Gruppen in Syrien: Vielfalt und Herausforderungen

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Religiöse Gruppen in Syrien: Vielfalt und Herausforderungen

Die religiöse Landschaft Syriens ist geprägt von einer beeindruckenden Vielfalt. Obwohl die Mehrheit der Bevölkerung dem sunnitischen Islam angehört, spielen auch andere religiöse Gemeinschaften eine wichtige Rolle. Neben der sunnitischen Mehrheit gibt es eine Vielzahl islamischer Minderheiten und zahlreiche christliche Gemeinschaften.

Etwa 85 Prozent der Musliminnen und Muslime weltweit gehören dem sunnitischen Islam an. In Syrien stellten die Sunniten vor dem Krieg rund drei Viertel der Bevölkerung. Sie folgen den vier islamischen Rechtsschulen und glauben an die Weitergabe des Glaubens in der Tradition der ersten Muslime. Sunniten unterscheiden sich von Schiiten insbesondere in der Frage der Nachfolge des Propheten Mohammed. Während Sunniten glauben, dass der Kalif durch Konsens und Wahl bestimmt wird, sehen Schiiten die Nachfolge in der Familie des Propheten, insbesondere bei Ali, dem Schwiegersohn Mohammeds.


Die Macht lag bisher in den Händen der Alawiten

Eine der religiösen Minderheiten mit schiitischen Wurzeln sind die Alawiten. Ihre Religion, die bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht, vereint Elemente aus dem Islam, Christentum und älteren Religionen. Glaubenslehren und Rituale sind nur eingeweihten Männern zugänglich, Frauen sind von den Zeremonien ausgeschlossen. In Syrien sind die Alawiten politisch einflussreich, insbesondere seit 1966. Während einige ihrem traditionellen Glauben treu bleiben, wenden sich andere dem schiitischen Islam zu.

Die Drusen entwickelten sich im 11. Jahrhundert aus dem ismailitischen Islam schiitischer Prägung zu einer eigenständigen Religion. Sie glauben an die Seelenwanderung und lehnen Missionierung strikt ab – man kann nur als Druse geboren werden. Von den etwa eine Million Drusen weltweit lebt die Mehrheit in Syrien, Israel, Jordanien, im Libanon und in den von Israel besetzten Golan-Höhen.


Jesiden

Die Jesiden gehören einer 4.000 Jahre alten monotheistischen Religion an, die Elemente altorientalischer Religionen vereint. Im Mittelpunkt steht der Pfauenengel (Melek Taus), dessen Geschichte oft missverstanden wurde, was zu falschen Anschuldigungen wie „Teufelsanbetung“ führte. Jesiden haben keine heilige Schrift; ihr Glaube wird mündlich überliefert. In Syrien sind sie wie im Nordirak und der Türkei immer wieder Diskriminierung ausgesetzt. Besonders schwer traf sie die Verfolgung durch den sogenannten Islamischen Staat (IS), der 2014 zahlreiche Jesiden tötete und Frauen versklavte.


Christentum

Vor dem Krieg lebten etwa 1,5 Millionen Christinnen und Christen in Syrien. Heute könnten es weniger als 500.000 sein. Die christliche Gemeinschaft ist vielfältig und umfasst unter anderem die griechisch-orthodoxe Kirche, die armenisch-apostolische Kirche, die melkitisch griechisch-katholische Kirche und die syrisch-orthodoxe Kirche. Auch kleinere Gruppen wie syrisch-katholische, armenisch-katholische Gläubige, Maroniten, Assyrer, Chaldäer, römische Katholiken und Protestanten gehören dazu. Syrien zählt aktuell noch etwa 400 christliche Pfarren.

Diese religiöse Vielfalt Syriens zeigt die historische und kulturelle Bedeutung des Landes. Doch sie steht vor großen Herausforderungen – nicht zuletzt durch den Krieg und die damit verbundenen Konflikte und Vertreibungen.


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