Religionsunterricht: Ein unterschätzter Ort für Zukunftskompetenzen

Religionsunterricht: Ein unterschätzter Ort für Zukunftskompetenzen

Religionsunterricht: Ein unterschätzter Ort für Zukunftskompetenzen

# Evangelisches Leben

Religionsunterricht: Ein unterschätzter Ort für Zukunftskompetenzen

Bildungsminister Christoph Wiederkehr erinnert derzeit daran, dass Schule einen »Shift« braucht – weg vom Anhäufen von Wissen, hin zu jenen Kompetenzen, die eine demokratische Gesellschaft wirklich tragen: Kritikfähigkeit, Kommunikation, Kooperation, Kreativität. Er nennt sie die vier K, und er hat recht.

Was in der öffentlichen Debatte jedoch fast nie erwähnt wird: Es gibt ein Fach, das diese Kompetenzen seit Jahrzehnten selbstverständlich vermittelt – und das zugleich einen Beitrag zur gesellschaftlichen Resilienz leistet, der kaum irgendwo sonst so klar erkennbar ist: der staatlich anerkannte, konfessionelle Religionsunterricht.

Gerade der evangelische Religionsunterricht ist kein Rückzugsort für Frömmigkeit, sondern ein moderierter Denkraum. Hier lernen Jugendliche, religiöse Überzeugungen zu prüfen, Positionen zu vergleichen und Widerspruch auszuhalten. Man spricht über Schuld und Verantwortung, über Gerechtigkeit, Tod und Hoffnung – Themen, die in keiner algorithmisch sortierten Online-Blase verlässlich vorkommen. Dieser Unterricht ist damit einer der wenigen Orte, an denen weltanschauliche Vielfalt nicht nur beschrieben, sondern eingeübt wird.

In einer Zeit, in der religiöse Fragen wieder stärker politisiert werden und Extremismen einfachen Antworten hinterherlaufen, braucht es genau solche Räume. Der Staat darf sich aus der religiösen Bildungsarbeit nicht verabschieden, ohne das Feld radikaleren Stimmen zu überlassen. Dass Religionsunterricht an öffentlichen Schulen staatlich finanziert und zugleich kirchlich verantwortet wird, ist kein historischer Anachronismus, sondern ein kluges Modell: Es verbindet pädagogische Professionalität mit weltanschaulicher Transparenz und demokratischer Bindung.

Die Kompetenzdebatte zeigt deshalb weniger, was abgeschafft werden müsste, sondern wo Stärken bereits vorhanden sind. Der evangelische Religionsunterricht gehört dazu. Er schafft den seltenen Moment, in dem junge Menschen nicht nur lernen, wie die Welt funktioniert, sondern auch, wie man verantwortet in ihr lebt. Genau das macht ihn zu einem Zukunftsfach.

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