
03/10/2025 0 Kommentare
Erste Frau an der Spitze der Church of England
Erste Frau an der Spitze der Church of England
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Erste Frau an der Spitze der Church of England
Die anglikanische Kirche von England hat zum ersten Mal eine Frau an ihre Spitze gewählt: Sarah Mullally, bisher Bischöfin von London, wird neue Erzbischöfin von Canterbury. Sie folgt damit auf Justin Welby, der nach Kritik im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen seinen Rücktritt bekanntgegeben hatte.
Mullally ist 63 Jahre alt, war ursprünglich leitende Krankenschwester und kam erst später in den kirchlichen Dienst. Seit 2002 ist sie anglikanische Priesterin, 2015 wurde sie Bischöfin von Crediton und 2017 Bischöfin von London – dem dritthöchsten Amt der Church of England. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.
Die neue Erzbischöfin steht vor großen Aufgaben: Neben sinkenden Mitgliederzahlen und innerkirchlichen Konflikten geht es vor allem darum, das Vertrauen nach zahlreichen Missbrauchsskandalen wiederzugewinnen. Mullally betonte, sie wolle zuhören, Menschen zusammenbringen und Hoffnung vermitteln.
Wie ist die Church of England mit den Lutheranern verbunden?
Die Church of England ist die Mutterkirche der weltweiten anglikanischen Gemeinschaft mit über 85 Millionen Mitgliedern. In der Reformationszeit entstand sie unabhängig von Rom, ähnlich wie die lutherischen Kirchen in Deutschland und Skandinavien.
Heute sind Anglikaner und Lutheraner durch das sogenannte „Porvoo-Abkommen“ (in Europa) und durch bilaterale Vereinbarungen eng verbunden. In vielen Ländern erkennen sie die Amtshandlungen und die Ordinationen der jeweils anderen Kirche an. Auch in Österreich arbeiten die Evangelische Kirche A.B. (lutherisch) und die Anglikaner ökumenisch zusammen.
Für die weltweite Gemeinschaft gilt der Erzbischof bzw. die Erzbischöfin von Canterbury als „primus inter pares“ – also als Erste unter Gleichen, ohne die zentrale Macht eines Papstes. Die Ernennung von Sarah Mullally ist deshalb nicht nur für die Church of England ein Meilenstein, sondern wird auch in anderen Kirchen als wichtiges Signal wahrgenommen: Frauen können an die Spitze einer großen Weltkirche gelangen.
Artikel auf religion.orf.at
Foto: Roger Harris, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons
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