08/08/2024 0 Kommentare
Kommentar: Quo Vadis Gustav-Adolf-Fest?
Kommentar: Quo Vadis Gustav-Adolf-Fest?
# Evangelisches Leben
Kommentar: Quo Vadis Gustav-Adolf-Fest?
Das Gustav Adolf Fest Jenbach scheint in einer Zeit zu existieren, in der die kirchliche Sprache für viele Menschen unzugänglich geworden ist. Ein Beispiel dafür ist die Einladung zum "Diözesanfest", die Fragen aufwirft, wer diese Bezeichnung überhaupt versteht und warum man das Fest überhaupt "Gustav-Adolf" nennt. Der Gustav-Adolf-Verein spielt in Österreich eine bedeutende Rolle, weil er in Österreich zahlreiche Kirchen errichtet, renoviert oder instandgesetzt hat. Ich bin als Kind mit der Sammelbox unterwegs gewesen und habe bei den Haushalten um eine Unterstützung für die Projekte geworben. Eine schöne Erinnerung, wie ich meine. Trotz dieser Verdienste scheint die Bedeutung des Vereins über die Jahre abgenommen zu haben. Immer weniger Gemeinden machen bei der Kindersammlung mit. Beinahe peinlich scheinen die Sammlungen geworden zu sein. Was die Frage aufwirft, warum das Fest überhaupt noch gefeiert wird. Es steht fest, dass Menschen erst dann begeistert werden können, wenn sie den Dingen einen Sinn geben können, und daher ist es wichtig, die aktuelle Bedeutung dieses Festes zu hinterfragen.
Ursprüngliche Motivation
Das Gustav-Adolf-Fest ist in Österreich von großer historischer Bedeutung und eng mit dem gleichnamigen Verein verbunden. Namensgeber ist der schwedische König Gustav II. Adolf, der eine bedeutende Rolle in der Geschichte des Dreißigjährigen Krieges spielte. Ab 1630 standen die Protestanten vor einer drohenden Niederlage, doch das entscheidende Eingreifen Gustav Adolfs verhinderte dies. Sein Sieg bei Breitenfeld machte ihn besonders legendär. In einem katholisch regierten Österreich, wo der Protestantismus verboten war, fand der evangelische Heldenmythos bei den Unterdrückten besonders großen Anklang.
Der Gründungsgedanke des Werks geht auf eine Initiatorengruppe zurück, die am 9. Dezember 1832 einen Aufruf zur Gründung einer "Gustav-Adolphs-Stiftung" verfasste. Diese Gruppe, angeführt von Christian Gottlob Großmann und dem Kaufmann Christian August Wilhelm Schild, hatte das Ziel, eine Anstalt zur brüderlichen Unterstützung bedrängter Glaubensgenossen zu schaffen und zur Erleichterung der Not beizutragen.
Ihre Motivation war es, in einer Zeit der religiösen Unterdrückung und Not den Glaubensgenossen beizustehen und eine solidarische Gemeinschaft zu schaffen, die sich gegenseitig unterstützt und stärkt.
Die "Gustav-Adolphs-Stiftung" wurde somit nicht nur als eine Organisation zur finanziellen Unterstützung gegründet, sondern auch als ein Symbol der Solidarität und des Zusammenhalts unter den evangelischen Gläubigen. Sie sollte denjenigen helfen, die in Not geraten waren, sei es durch religiöse Verfolgung oder andere Umstände, und gleichzeitig die Verbundenheit der Gläubigen untereinander stärken. In diesem Sinne repräsentiert das Fest der Evangelischen in Österreich nicht nur eine Erinnerung an die historische Bedeutung Gustav Adolfs für den Protestantismus, sondern auch an die Ideale der Solidarität und Unterstützung, die der Gründung der Gustav-Adolphs-Stiftung zugrunde lagen. Grund genug, dies in einem namensgleichen Fest zu begehen.
Militarismus, "Adolf"...
In Schweden selbst gibt es nach wie vor einen Gustav-Adolf-Tag am 6. November. In seiner Predigt zum Festgottesdienst anlässlich des 175-jährigen Jubiläums des Gustav-Adolf-Werks in Lützen am 6. November 2007 betonte der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, die Herausforderung, Gustav Adolf sowohl als Kriegsherrn als auch als Verteidiger seines Glaubens zu betrachten: „Den Kriegsherrn und den Verteidiger seines Glaubens zusammen zu sehen: das ist – die keineswegs einfache – Aufgabe, vor die uns die Erinnerung an Gustav Adolf stellt.“
Es ist wichtig anzumerken, dass das Gustav-Adolf-Werk sich explizit von der Verwendung militärischer Gewalt zur Verbreitung des Glaubens und von nationalistischem Missbrauch seines Namenspatrons distanziert. Der Verein und das Fest tragen den Namen Gustav Adolfs möglicherweise deshalb, weil seine persönlichen Eigenschaften wie Glaube, Mut und Einsatz nach wie vor Respekt verdienen.
Neue Deutung geben
Man kann dem Gustav-Adolf-Fest neue Bedeutung geben und man sollte dies vielleicht auch tun. Wenn ich ein solches Fest organisieren würde, würde ich den Ursprungsgedanken des Vereins in den Mittelpunkt stellen und das Fest auf drei Hauptthemen ausrichten: (1) die Förderung von Gemeinschaft und die Feier kultureller Ereignisse, (2) die Ermutigung von Menschen in Glaubenszweifeln und die Bereitstellung von Unterstützung, sowie (3) die praktische Hilfe für Bedürftige durch diakonische Maßnahmen.
Feiern kann man bereits jetzt beim Gustav-Adolf-Fest. Festliche Gottesdienste, feierliche Liturgie und prägnante Predigten heben die Stimmung. Dabei dürfen Bibel, Bratwurst, Bier und Limonade keinesfalls fehlen. Hier ist bereits viel vorhanden: Hüpfburgen, rustikale Bierbänke sowie Trachtenvereine und evangelische Traditionsvereine. Lassen Sie uns die Tore noch weiter öffnen, um die Vielfalt unserer kleinen Kirche in Österreich noch sichtbarer zu machen.
Bei einem Gustav-Adolf-Fest wünsche ich mir mehr gegenseitige Ermutigung. Ich denke an Segensstationen, Gebetsmöglichkeiten, Seelsorge, Fußwaschung und andere Ideen. Die evangelische Pop-Up-Church zeigt bereits, was das Gustav-Adolf-Fest der jungen Generation möglicherweise nicht mehr bieten kann: Nähe und Dynamik.
Die Diakonie ist bei den Gustav-Adolf-Festen bislang nicht unsichtbar, aber mir scheint sie konzeptuell nicht ganz in die Festivitäten integriert zu sein. Das würde ich ändern. Gerade kirchenferne oder junge Menschen sprechen positiv auf diakonische Projekte an. Wie wäre es damit, die Kollekte des Festes für Hilfsbedürftige zu spenden, Menschen aus diakonischen Einrichtungen eine Plattform zu bieten oder Menschen am Rande unserer Gesellschaft zu Wort kommen zu lassen? Besuchskreise könnten ihre Arbeit vorstellen. Lassen Sie uns eine Art Job-Börse für Interessierte ins Leben rufen.
Potentiale nutzen!
Trotz des historischen und kulturellen Hintergrunds des Festes und der vielen Möglichkeiten, mangelt es meiner Meinung nach an einer klaren und umfassenden Information darüber, warum es diese Feste in Österreich gibt. Ich habe zahlreiche Webseiten durchsucht und bin zu keinem Schluss gekommen. Vielleicht bin ich wegen meiner 'Warum'-Frage einfach nur jung und naiv, aber ich denke, dass ich nicht der Einzige mit dieser Frage bin. Ein kirchliches Fest benötigt eine Mission, sonst ist es lediglich ein Kirchtag oder ein Jahrmarkt. Auch das wäre in Ordnung, jedoch würde dabei viel ungenutztes Potenzial verschenkt werden.
Aus meiner Sicht ist das Gustav-Adolf-Fest derzeit nicht "enkelfit". Das ist bedauerlich, denn ich stamme aus einer kirchlichen Tradition, die wunderschöne Erinnerungen mit den Gustav-Adolf-Festen verbindet. Die evangelischen Kirchentage in Deutschland waren mir zu weit entfernt, die Gemeindefeste zu klein. Ich sehe einen dringenden Bedarf darin, die Öffentlichkeit über die Bedeutung und den Zweck des Gustav-Adolf-Festes aufzuklären. Und ich würde mir wünschen, das Potential in diesen Festen vermehrt unorthodox zu nutzen.
Kommentare