08/08/2024 0 Kommentare
Martin Luthers und die Kufsteiner Bürger
Martin Luthers und die Kufsteiner Bürger
# Evangelisches Leben
Martin Luthers und die Kufsteiner Bürger
Dr. Martin Luther und sein Bezug zu Kufstein
Im Zuge der Veranstaltung "Feuereifer" am 14. Juni 2017 wurde auch ein Brief von Martin Luther an den Kufsteiner Bürger Martin Baumgartner vorgestellt. Es handelt sich dabei um die Antwort eines Anschreibens von Herrn Baumgartner an Luther, welches leider nicht mehr existiert, weshalb man auch den Grund für den Briefwechsel nicht mehr nachvollziehen kann. Doch für alle, die der Inhalt und die Art wie man vor 500 Jahren kommuniziert hat, interessiert gibt es den Text hier zum Nachlesen:
"Dem Gestrengen und Ehrnvesten, Martin Baumgartner, Ritteren, zum Kopffstein, Meinem günstigen Herrn und Freund in Christo. Gnad und Fried in Christo, gestrenger, Ehrnvester, Lieber Herr, Mir ist angezeigt euer Anligen, so sich jetzt begibt, des Evangelii halben: hab auch euer Schrifft gesehen, darinn ihr Trosts begert. Christus unser Herr, der in euch sein Wort und Werck angefangen hat, wölle euch trösten und stercken, durch seinen Geist, daß ihr leiden und thun möget den allerbesten und liebsten Willen, Gottes seines vaters, Amen, und aber Amen. Ihr wisset aber ohn Zweiffel, das unser Sache, so das Wort Christi haben, nicht anderst stehen kan, denn daß wir fahr und Unglück drüber leiden müßen: Es ist ein Wort des Creutzes, es bleibt auch ein Wort des Creutzes. Aber S. Peter spricht: Es soll uns nicht frembde noch seltzam dunkcen, ob uns eine solche Hitz widerfähret, weil es geschicht zur Versuchung, ob wir mit Ernst oder nicht, das Wort haben angenommen. Es ist allen Heiligen, und dem Haupt selbs aller Heiligen also gangen, wir werdens nicht beßer haben müßen, wöllen wir anderst theilhafftig der Gnaden und des Lebens mit Ime sein, haben Sie den Hauß-Vatter Beelzebub genennet, wie vilmehr seine Hauß-Genossen? Solche und der Sprüche vil können Euch trösten, welcher Ihr gar reichlich vil werdet finden im Psalterio, den müßet Ir fleissig inn Händen haben, lesen, und üben. Uns soll gnug sein, ob alle Menschen uns feind seind, daß Christus unser Freund ist: der so hertzlich freundlich uns zuspricht: Kommet her zu mir alle, die Ir mühselig und beladen seid, Ich will euch erqvicken: Nembt mein Joch auff euch, und lernet von mir, denn ich bin sanfftmüthig und demütig von Hertzen;: So werdet Ir Ruhe finden für eure Seele, denn mein Joch ist leicht, und meine Last ist süße. Hiemit befelh ich euch Gott, dem Vatter alles Trostes, und aller Stärcke Amen, Amen, 11 Septembris, 1528 Martinus Luther"
(aus: "Sämtliche Briefe (Vollständige Ausgabe): 323 Briefe in einem Band (An Papst Leo X., An Kaiser Carl V., An Friedrich von Sachsen, An Zwingli, An Erasmus von Rotterdam, An Spalatin...)" von Martin Luther)
Caspar Aquila - Wegbegleiter Martin Luthers - und seine Nachfahren
So sind seit 1971 mit der Familie Gmach, u.a. Brigitte Gmach (geb. Netolitzky) und ihren 5 Kindern, direkte Nachfahren eines Weggefährten und Freundes Martin Luthers in der evangelischen Gemeinde Kufstein beheimatet. Die Genealogie lässt sich lückenlos belegen und reicht 14 bzw. 15 Generationen zurück. Dieser Urahn namens CASPAR AQUILA hat mehr als 30 Jahre lang im thüringischen Saalfeld an der Saale gelebt und als Anhänger und Mitstreiter Martin Luthers und Philipp Melanchthons geholfen, den evangelischen Glauben zu entwickeln und zu verbreiten. Hier gründete er auch eine über mehrere Generationen bedeutende Familie.
Seine Lebensstationen veranschaulichen sehr gut das Leben eines Reformators zur damaligen Zeit: Caspar Aquila, geboren am 7. August 1488 in Augsburg als Johann Caspar Adler, gestorben am 12. November 1560 in Saalfeld. Nach seinem Schulabschluss unternimmt er Reisen in die Schweiz, nach Frankreich und in die Niederlande und lernt dabei bedeutende Männer kennen, u. a. Erasmus von Rotterdam. In Bern erlebt er 1509 eine Ketzerhinrichtung. Nach seinen Reisen und seinem Theologiestudium wird er Baccalaureus in Wittenberg, ist als Feldprediger in Frankreich und den Niederlanden unterwegs. Schließlich übernimmt er 1516 seine erste Pfarrstelle und bekennt sich zur Reformation, heiratet als erster Geistlicher der Gegend und predigt im lutherischen Sinne.
Dies erregt den Unwillen seines Bischofs in Augsburg, der ihn in Dillingen gefangen setzen lässt. Die Schwester des Kaisers erwirkt auf Veranlassung von Augsburger Bürgern die Freilassung. Nach einem halben Jahr kommt Aquila wieder frei, geht zum Studium nach Wittenberg und promoviert. In diese Zeit fällt auch der Beginn seiner lebenslangen Freundschaft zu Martin Luther und Philipp Melanchthon. In Wittenberg predigt Aquila in der Schlosskirche, wird Professor für hebräische Sprache und hilft Martin Luther bei der Übersetzung des Alten Testaments. 1525 ist er Gast bei Luthers Hochzeit. Auf Luthers Empfehlung wird Aquila Prediger 1529 erster Superintendent der Stadt. Er setzt das reformatorische Gedankengut Martin Luthers in seiner Gemeinde um. Dazu gibt es mehrere Kirchenvisitationen (1527, 1529, 1534, 1554).
Aquila schießt sich dem Gefolge des sächsischen Kurfürsten an, als dieser auf seiner Reise zum Augsburger Reichstag durch Saalfeld kommt. Hier gibt es für Aquila ein Wiedersehen mit Luther und Melanchthon. 1548 wird über ihn - als Mitherausgeber einer Streitschrift gegen das sogenannte Augsburger Interim - die Reichsacht verhängt und zu seiner Verfolgung ein kaiserliches Kopfgeld von 5000 Gulden ausgesetzt. Daraufhin flieht er zunächst nach Rudolstadt und findet Schutz bei Katharina Gräfin von Schwarzburg. Bis zu seinem Lebensende ist er noch als Pfarrer, Superintendent und auch im Konsistorium in Weimar tätig.
Frau Brigitte Gmach berichtet
Meine zweite Tochter Sunhild ist Cellistin. Am 10. August 2007 gab sie zusammen mit Musikerkollegen ein Konzert in der Schlosskapelle in Saalfeld. Neben meiner Tochter sangen und spielten Barbara Camenzind, Sopran, Beate Keilhack, Violine, Markus Kluibenschädl, Bass, Kapellmeister Günther Lang, Klavier und Christoph Rösel, Tenor. Die Verbindung der Musiker untereinander kam zustande, weil sie teils in Innsbruck beruflich beschäftigt sind und waren, teils aus beruflichen Gründen nach Thüringen gezogen waren oder in Saalfeld beheimatet sind. Ich selbst (Brigitte Gmach) hatte in Folge eines Treffens der Europäischen Gemeinden mit dem Namen Breitenbach seit 2008 künstlerische und freundschaftliche Kontakte nach Kleinbreitenbach im Ilmkreis, Arnstadt und Ilmenau.
2009 erfuhr ich anlässlich eines Familientreffens von meinem Urahn Caspar Aquila. Nach einem Besuch in Kleinbreitenbach unterbrach ich im Sommer 2010 die Heimfahrt in Saalfeld, um die Kirche zu besuchen. Ich war nämlich der irrtümlichen Meinung, dass das Konzert meiner Tochter 2007 in der Johanniskirche stattgefunden hatte. Nie werde ich den Augenblick vergessen: Es war Mittag. Die Arbeiter hatten in der Kirche gerade ihre lärmenden Renovierungarbeiten unterbrochen. Auf der Querstraße vor der Kirche spielte ein Harmonikaspieler. In der Kirche entdeckte ich ein Plakat mit dem Namen Caspar Aquila. Die Bronzetafel war noch nicht angebracht. Voll Erstaunen und Begeisterung rief ich aus: "Mit dem bin ich ja verwandt!"
Der Mann, der Aufsicht hatte, meinte: "Das müssen Sie unbedingt ins Gästebuch schreiben" - was ich auch tat. Diese Eintragung las später Dr. Werner Aquila aus Mannheim, der sich in vorbildlicher Weise mit der Ahnenforschung der Aquila-Sippe beschäftigt. Dadurch kamen wir miteinander in Kontakt. 2013 organisierte er anlässlich des 525. Geburtstages von Aquila vom 6. - 8. September ein Familientreffen der Aquila-Nachfahren in Saalfeld.
Vom 9. Oktober 2010 bis 27. Februar 2011 fand im Stadtmuseum Saalfeld (ehem. Franziskanerkloster) eine Ausstellung statt:Die Reformation in Saalfeld - Caspar Aquila - Wegbegleiter Martin Luthers. Dies war erneut ein Anlaß für Brigitte Gmach und Sunhild Anker, im Januar 2011 Saalfeld zu besuchen, diesmal war schon die nächste Generation dabei, Sunhild's Tochter Leah. 2013 fand gleichzeitig zum Aquila-Nachfahrentreffen am 8. September zum Tag des offenen Denkmals ein Konzert statt, bei dem Sunhild Anker mit Christoph Rösel, Tenor, und Hartmut Meinhardt, Organist in Bad Salzungen, in der Johanniskirche zur Abendmotette musizierten.
Damals wurden auch die Weichen für den Aufenthalt Brigitte Gmachs als Türmerin und das Projekt Himmelsleiter gestellt, das während der Jubiläumswoche an der Kirche und zum Denkmaltag 2014 stattfand. Eine Woche lang lebte sie in der Türmerstube der Johanniskirche und hatte in der Kirche etliche Kunstobjekte "Engel" ausgestellt, die jetzt auf verschiedene Kirchen in Thüringen aufgeteilt sind. Im Oktober 2015 las sie in der Stadt-Bibliothek zum ersten Mal aus ihren "Turmgeschichten" und 2016 stellte sie anschließend an die Begehung des neu eingeweihten Lutherweges ihre DVD "Engel, wo bist du?" in Saalfeld vor.
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