Die Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde Kufstein

Die Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde Kufstein

Die Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde Kufstein

# Evangelisches Leben

Die Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde Kufstein

Die Geschichte der evangelischen Pfarrgemeinde Kufstein ist im Teil eine sehr bewegte Geschichte des Tiroler und Salzburger Protestantismus. 1875 wurde die evangelische Pfarrgemeinde Innsbruck gegründet, welche die Gemeinde in Kufstein seelsorgerisch betreute. Im Jahr 1899 wurde Kufstein „Predigtstation“, 1900 erhielt Kufstein einen von der Stadt zur Verfügung gestellten Gottesdienstraum im ehemaligen Theatergebäude der Stadt. 1929 erwarb das Innsbrucker Presbyterium einen Baugrund in Kufstein, auf welchem schließlich Fünfundzwanzig Jahre später die Johanneskirche und das Pfarrhaus entstanden – die feierliche Einweihung fand am
10. Oktober 1954 statt. In der „Predigtstation Wörgl“ durfte der Gottesdienst nach einigen Notlösungen nach 1945 in der Spitalskirche stattfinden, für die weiteren Gemeindeveranstaltungen musste man in die Bahnhofsretauration und für die Bibelkreise gar in das Wartezimmer eines Zahnarztes ausweichen.(Quelle)


Die erste Pfarrerin Österreichs:

Dora Winkler-Herrmann (1910–1983)

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 kam es zu einem Mangel an Pfarrern, da viele eingezogen wurden. Daraus resultierte die Notwendigkeit, auch Theologinnen wie Dora Herrmann die Erlaubnis zu erteilen, Gottesdienste abzuhalten und Amtshandlungen durchzuführen. Ein Erlass des evangelischen Oberkirchenrates vom 5. Juni 1942 ermöglichte dies unter bestimmten Bedingungen.

1944 wurde Dora Herrmann der Gemeinde Kufstein-Kitzbühel zugeteilt, nachdem der bisherige Vikar einberufen wurde. Zunächst versuchte die Gemeinde, die geistliche Betreuung durch eine Frau zu verhindern, doch durch Vermittlung des Tiroler Seniors Wolfgang Liebenwein und Dora Herrmanns persönliches Auftreten wurde dieser Widerstand aufgelöst. Dora Herrmann wirkte drei Jahre lang als Pfarrerin in Tirol und übernahm Gottesdienste und Seelsorge. Ihr Dienst war anspruchsvoll, da das Gemeindegebiet weitläufig war und sie weite Strecken zu Fuß zurücklegen musste.

Ihre Arbeit wurde rechtlich nicht abgesichert und stützte sich auf den Erlass von 1942. Trotzdem wurde sie am 2. Dezember 1945 vom damaligen Superintendenten Wilhelm Mensing-Braun in ihrer Gemeinde zur "rechtmäßigen Pfarrerin" ordiniert. Die evangelische Kirche in Österreich erkannte diese Handlung nicht an, und Dora Herrmann verließ 1947 den kirchlichen Dienst.

Nachdem die Evangelische Kirche Österreichs ihre Ordination 1966 anerkannte, durften ordinierte Frauen jedoch nicht mehr als Pfarrerinnen arbeiten, sobald sie verheiratet waren. Dora Winkler-Herrmann vertrat fortan Pfarrerinnen in Tirol, übernahm Gottesdienste und Predigten. Erst 1982 entschied die Generalsynode, auch verheiratete Frauen zu ordinieren. Dora Winkler-Herrmann erhielt 1983 die Ehrenmedaille des Tiroler Landeshauptmanns Eduard Wallnöfer für ihre Verdienste und verstarb am 12. September 1983 in Zams, Tirol.

Für evangelische Pfarrerinnen in Österreich ist Dora Winkler-Herrmann eine Identifikationsfigur geworden.

Die Aufbaujahre

Johann Stürzer – einem Siebenbürger Flüchtlingspfarrer – gelang es nach dem Zweiten Weltkrieg die auch durch Flüchtlinge stark gewachsene Gemeinde im Unterland zu sammeln und mit der Errichtung der Kirche in Kufstein zur Selbstständigkeit zu führen. Es entstand die neue Muttergemeinde Kufstein (Bezirk Kufstein) mit der Tochtergemeinde Kitzbühel (Bezirk Kitzbühel). 1958 ging Pfarrer Stürzer in den Ruhestand und Pfarrer Mag. Wolfgang Schmidt, späterer Superintendent der Diözese, setzte die Aufbauarbeit fort. Die Pfarrgemeinde Kitzbühel wurde 1967 selbstständig und – Dank der finanziellen Unterstützung der Gustav-Adolf-Hauptgruppe Hessen-Nassau, sowie vieler großer und kleiner Spenden von Mitgliedern der Gemeinde -  konnte im Jahr 1972 auch das Gemeindezentrum in der Wörgler Lahntalsiedlung errichtet werden. (Quelle)

Entwicklung und Setzung

Nachdem Pfarrer Stürzers 1958 in den Ruhestand ging, setzte Pfarrer Wolfgang Schmidt, der spätere Superintendent von Salzburg-Tirol, die begonnene Aufbauarbeit fort. Schmidt schuf 1979 in Kufstein ein Orgelpositiv an. Als Schmidt 1980 die Pfarrgemeinde Kufstein verließ, folgte ihm Pfarrer Karlheinz Müller nach. Karlheinz Müller unterstützte vor allem die Kunst in unserer Pfarrgemeinde, so wurde 1993 an der Stirnwand des Gemeindezentrums Wörgl das "Vater Unser Relief" der Künstlerin Brigitte Gmach angebracht. Stark aufgewertet wurde die Johanneskirche unter Karlheinz Müllers Verantwortung durch den Austausch der Kirchenfenster. Direktor Rudolf Trawöger, der Leiter der Glasfachschule in Kramsach, entwarf die bunten Fenster, in denen die vier Elemente: Feuer, Wasser, Erde, Luft, in unterschiedlicher und dem Lichteinfall angepasster Weise zur Geltung kommen.

Die Entwicklung bis heute

2013 ging Karlheinz Müller, nach 33 Jahren Pfarrdienst in Kufstein, in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wählte die Gemeindevertretung der Pfarrgemeinde Robert Jonischkeit, der zuletzt in Saalfelden tätig war. In der Zeit von Jonischkeit fiel die Schaffung eines barrierefreien Zugangs sowohl im Gemeindezentrum Wörgl als auch bei der Johanneskirche in Kufstein. 2021 wurde Pfarrer Jonischkeit zum Superintendenten im Burgenland gewählt. Nach einem Jahr Pause wurde Pfarramtskandidat Thomas Müller der Pfarrgemeinde Kufstein im Herbst 2022 zugeteilt. Nach seiner abgeschlossenen Ausbildung wurde er zum neuen Pfarrer der Gemeinde Kufstein gewählt und trat am 1. September 2023 seinen Dienst an.

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