Die Evangelische Pfarrgemeinde Kufstein hat beschlossen, ihren Gemeindesaal künftig nach Dora Winkler-Herrmann zu benennen – der ersten ordinierten Frau in der Evangelischen Kirche A.B. in Österreich. Die Entscheidung fiel im Presbyterium am 5. November 2024. Eine Plakette mit ihrer Biographie wird demnächst im Saal angebracht.

Damit wird nicht nur an eine außergewöhnliche Frau erinnert, sondern auch ein sichtbares Zeichen für unsere eigene Geschichte hier in Kufstein gesetzt. Denn Dora Winkler-Herrmann wirkte genau hier – im Tiroler Unterland – als »Vikarin«, als Seelsorgerin und Predigerin in einer Zeit, in der Frauen der Zugang zum Pfarramt offiziell noch weitgehend verwehrt war.

Geboren 1910 in Wien, promovierte Dora Herrmann 1937 als erste Frau in Österreich im Fach Evangelische Theologie. Im Dezember 1944 wurde sie nach Tirol entsandt und betreute die Gemeinden in Kufstein, Kitzbühel und im Osttiroler Raum. Am 2. Dezember 1945 wurde sie in Kufstein ordiniert – ihre Ordination blieb allerdings lange ohne Anerkennung durch die Kirchenleitung. Erst 1966 wurde sie rückwirkend bestätigt. Doch auch dann durfte sie nicht in den Pfarrdienst zurückkehren: Verheirateten Frauen war das hauptamtliche Pfarramt damals noch untersagt.

Dora Winkler-Herrmann blieb dennoch in Tirol, arbeitete als Lehrerin und übernahm weiterhin ehrenamtlich Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden. Sie verstarb 1983 – wenige Jahre nachdem die Generalsynode endlich die vollständige Gleichstellung von Männern und Frauen im geistlichen Amt beschlossen hatte.

Die Umbenennung des Gemeindesaals ist ein spätes, aber deutliches Zeichen des Respekts – und eine Einladung, sich mit dieser Geschichte zu befassen. Auf der neuen Plakette wird ihr Weg nachgezeichnet, verbunden mit dem biblischen Vers aus Galater 6,9:

»Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.«

Veranstaltung zu Dora-Winkler-Herrmann am 21.06. in Kufstein.