09/05/2025 0 Kommentare
Unsichtbar gemacht. Und doch unvergessen.
Unsichtbar gemacht. Und doch unvergessen.
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Unsichtbar gemacht. Und doch unvergessen.
Es gibt kein Bild von Dora Winkler-Herrmann. Zumindest keines, das heute klar und öffentlich zugänglich wäre. Kein offizielles Porträt, kein Pressefoto, kein Ordinationsbild. Nur ein einziges gescanntes Abbild, schlecht aufgelöst, kaum zu erkennen – fast ein digitales Gespenst. Dass dieses eine Bild überhaupt noch existiert, gleicht einem kleinen Wunder. Und es wurde mithilfe neuer Technologien rekonstruiert – als leiser, aber klarer Widerstand gegen das Vergessen.
Dass ausgerechnet von der ersten evangelischen Pfarrerin Österreichs kein Bild überliefert ist, ist ein mediales Versäumnis, mehr aber ein sprechendes Symbol. Denn Dora Winkler-Herrmann war nicht nur eine Pionierin in einer von Männern dominierten Kirche – sie war eine Frau, der man zunächst das Amt missbilligend zugestand, dann rasch wieder entzog. Ihr wertvolles Wirken wurde über Jahrzehnte kaum öffentlich gewürdigt. So wie ihr das kirchliche Amt streitig gemacht wurde, wurde ihr auch das Bild entzogen. Frauen wurden nicht nur aus Ämtern gedrängt – sie verschwanden oft auch aus dem kollektiven Gedächtnis. Nicht nur in der evangelischen Kirche wohlgemerkt, sondern in unserer Gesellschaft generell.
Dass dieses Gedächtnis nun wiederhergestellt wird, ist kein Zufall. Es ist das Verdienst von Wissenschaftlerinnen wie Milena Heussler, die Dora Winkler-Herrmanns Geschichte erforscht und weitererzählt haben. Es ist der Verdienst der zahlreichen Pfarrerinnen in Österreich, die Dora Winkler-Herrmann als mahnendes Vorbild angesehen haben. Es ist der Verdienst der "Tiroler" Erinnerung, die über die Jahrzehnte hinweg diese Frau nicht vergessen wollten, weil sie Dora Winkler-Herrmann erlebt und gekannt haben. Und es ist die Leistung von Technik, dass Dora zumindest in einem rekonstruierten Bild wieder sichtbar wird.
Dass sie unter anderem in Kufstein wirkte – als Pfarrerin – ist mehr als eine historische Randnotiz. Es ist ein Stück Geschichte, das mit Mut, Glauben und Widerstandskraft geschrieben wurde. Es ist Zeit, dass wir diese Geschichte erzählen. Und ihr Gesicht – auch wenn nur angedeutet – zurück ins Licht holen.

Das AEL-Projekt Danke Dora! hat seine Abschlussveranstaltung am 21. Juni 2025 bei uns in Kufstein im Dora-Winkler-Herrmann-Saal (Gemeindesaal).
Radio Ö1 - Beitrag zum Bildungsabend in Kufstein mit dem Thema: Pfarrerin Dora Winkler-Herrmann.
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