Nicht alles ist schlecht – aber nicht für alle gut

Nicht alles ist schlecht – aber nicht für alle gut

Nicht alles ist schlecht – aber nicht für alle gut

# Kommentar

Nicht alles ist schlecht – aber nicht für alle gut

Es ist ein vertrautes Muster: Die Lage des Landes wird als besorgniserregend empfunden, die eigene Situation hingegen meist als stabil. Die aktuelle STANDARD-Umfrage bestätigt erneut diese Diskrepanz. Eine Mehrheit der Befragten meint, dass Österreich ungerecht sei – gleichzeitig erleben über zwei Drittel persönliche Gerechtigkeit. Einkommen steigen für viele, auch die Sparquote bleibt robust. Dennoch bleibt der Grundton pessimistisch.

Was sagt das über uns aus? Sicherlich: Menschen reagieren sensibel auf wirtschaftliche und politische Unsicherheiten. Gerade in der Seelsorge ist die Sorge der Menschen deutlich bemerkbar. Doch auch ein anderer Faktor spielt mit – der dauerhafte Einfluss negativer Nachrichten. Krisen, Skandale, Konflikte: Was in Dauerschleife berichtet wird, bleibt hängen. Positive Entwicklungen geraten dabei leicht ins Hintertreffen. Der Philosoph Byung-Chul Han nennt die Dauerberieselung gar eine unterdrückerische Infokratie.

Natürlich gibt es reale Ungleichheiten und wachsende Herausforderungen. Aber gerade deshalb ist es wichtig, den Blick nicht ausschließlich auf das Problematische zu richten. Wer nur das Schlechte sieht, läuft Gefahr, das Konstruktive zu übersehen – und letztlich die eigene Gestaltungskraft zu verlieren. Hoffnung zu haben bedeutet nicht, Probleme zu verdrängen. Aber es bedeutet, eine heilsame Zukunft zu sehen und nicht in der Negativspirale stecken zu bleiben.

Gleichzeitig gilt: Eine Gesellschaft muss sich an ihren Rändern messen lassen. Wie es Geflüchteten, Armutsbetroffenen oder Menschen ohne reale Kontakte geht, zeigt, wie stabil und menschlich ein Gemeinwesen wirklich ist. Gerade diese Gruppen finden oft in Kirche und Gemeinde einen ersten Ort der Teilhabe, des Gehörtwerdens und der konkreten Unterstützung. Es ist richtig, das eigene Leben dankbar zu würdigen – aber es ist ebenso notwendig, die Perspektive der Schwächeren einzubeziehen.


Link:

Beratung der Diakonie Österreich.

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