24/05/2025 0 Kommentare
Evangelisch-lutherische Kirche wählt Cornelia Richter zur Bischöfin
Evangelisch-lutherische Kirche wählt Cornelia Richter zur Bischöfin
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Evangelisch-lutherische Kirche wählt Cornelia Richter zur Bischöfin
Wien, 23. Mai 2025 – Die Evangelische Kirche A.B. in Österreich hat ihre Synode an einem ungewöhnlichen Ort eröffnet: im Turnsaal des Evangelischen Realgymnasiums Donaustadt. Für viele mag das ein überraschender Rahmen sein – doch für die Präsidentin der Synode, Ingrid Monjencs, ist genau dieser Ort ein Zeichen. Ein Turnsaal sei Raum der Bewegung, des Trainings und der Kraft. Und vielleicht, so wurde auch augenzwinkernd angemerkt, passt das ganz gut zur Kirche: Auch sie müsse sich heute neu ausrichten, Kraft tanken, beweglich bleiben. Wer daran denkt, dass auch Jesus nicht im Palast, sondern im Stall geboren wurde, erkennt vielleicht: Würde liegt manchmal im Einfachen.
Was auf der Synode besprochen wurde
Mit einer Andacht von Thomas Urbas wurde die Synode eröffnet – im Zentrum stand die Frage: Wer erwählt eigentlich den Bischof oder die Bischöfin? Die Antwort: Nicht Gremien oder Menschen allein, sondern der Heilige Geist. Passend dazu erklang das Lied »Atme in uns, Heiliger Geist«.
Noch-Bischof Michael Chalupka, der Ende 2025 aus seinem Amt scheidet, blickte in seinem Bericht auf Projekte seiner Amtszeit zurück. Besonders das Programm „Aus dem Evangelium leben“ (AEL), das in diesem Jahr zu Ende geht, war Thema: Was hat dieses Projekt der Kirche gebracht, was kann bleiben, was sollte sich ändern? Auch strukturelle Fragen wurden angesprochen: Wie kann die Finanzierung der Kirche gerechter werden? Wie können kleine, oft finanzschwache Gemeinden weiter bestehen, ohne den Pfarrer oder die Pfarrerin zu verlieren? Patrick Todjeras, Mitglied der Arbeitsgruppe zum Finanzausgleich, betonte die Wichtigkeit von Transparenz und Fairness.
Auch ein Blick über die Grenze wurde gewagt: Caroline von Hohenbühel, Kuratorin der Evangelischen Gemeinde Bozen, berichtete von der Situation der Evangelischen in Italien. Dort seien die finanziellen Herausforderungen ähnlich. Die sogenannte „Otto per mille“-Steuerzuweisung, früher ein wichtiges Standbein, bringe heute weniger Mittel. Hoffnung bestehe dennoch – besonders durch internationale Unterstützung, etwa von der EKD (Evangelische Kirche in Deutschland), die derzeit Pfarrer für vier deutschsprachige Gemeinden in Italien entsendet.
Die neue Bischöfin wurde gewählt
Am selben Tag stand auch die Wahl der neuen Bischöfin an. Die Kandidatin: Prof. Dr. Cornelia Richter, systematische Theologin aus Bonn mit Schwerpunkt auf der Frage, wie Menschen schwere Lebenskrisen bewältigen können. Seit 2022 ist sie in Bad Goisern als ordinierte Pfarrerin im Ehrenamt tätig. In ihrer Vorstellungsrede sprach sie von einem Bischofsamt, das geistlich, kommunikativ und repräsentativ zugleich sei. Das Evangelium müsse fröhlich und mutig verkündet werden – quer durch alle Gemeindetypen hindurch.
Sie betonte die Notwendigkeit von Transparenz und Konfliktfähigkeit. Kirche sei kein Unternehmen – aber Erfahrungen aus der Universitätsleitung in Bonn bringe sie diesbezüglich mit. „Dass das Werkl rennt“, sei auch im kirchlichen Kontext wichtig – genauso wie Bodenhaftung: Nicht alles solle am Reißbrett in Wien entschieden werden, sondern vor Ort. Der erwartbare Rückgang an Mitgliedern sei kein Grund zur Resignation: „Kirche ist keine Verlustgeschichte, sondern ein Ort der Veränderung und der Hoffnung“, sagte sie. Strukturwandel sei eine große Chance.
Ihre Rede begann mit spürbarer Nervosität, nahm dann aber rasch Fahrt auf. Auch in der anschließenden Fragerunde zeigte sich Richter souverän und gut vorbereitet. Die Stimmung im Plenum: konstruktiv. Das Ergebnis war eindeutig: Mit 64 Ja-Stimmen und vier Gegenstimmen wurde Cornelia Richter zur neuen Bischöfin der Evangelischen Kirche A.B. gewählt. Der Applaus war lang, die Erleichterung spürbar – und die Freude groß.
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