1.700 Jahre Bekenntnis von Nicäa – Ein Meilenstein des Glaubens

1.700 Jahre Bekenntnis von Nicäa – Ein Meilenstein des Glaubens

1.700 Jahre Bekenntnis von Nicäa – Ein Meilenstein des Glaubens

# Evangelisches Leben

1.700 Jahre Bekenntnis von Nicäa – Ein Meilenstein des Glaubens

Im Jahr 325 n. Chr. trafen sich 318 Bischöfe im kleinen Städtchen Nicäa, dem heutigen İznik in der Türkei. Eingeladen hatte niemand Geringerer als Kaiser Konstantin der Große. Es war das erste sogenannte »ökumenische Konzil«, das heißt: eine Versammlung, die für die gesamte Christenheit sprechen sollte. Im Zentrum stand eine Frage, die die junge Kirche zutiefst spaltete: Wer ist Jesus Christus – und wie steht er zu Gott, dem Vater?

Das Ergebnis war ein Glaubensbekenntnis, das als Antwort auf die Lehre des Presbyter Arius entstand. Arius hatte gelehrt, dass Jesus zwar einzigartig, aber letztlich doch ein Geschöpf sei. Das Konzil widersprach: Jesus Christus ist »Gott aus Gott, Licht aus Licht, wahrer Gott aus wahrem Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater«. Diese klare Formulierung sollte jede arianische Auslegung ausschließen – und die Einheit des Glaubens sichern.

»Homoousios« – ein Wort mit Geschichte

Der vielleicht berühmteste Begriff dieses Bekenntnisses ist »homoousios« – auf Deutsch: »wesensgleich«. Dieser Ausdruck kommt in der Bibel nicht vor, war aber notwendig, um die Lehre der Kirche zu präzisieren. Gerade weil er in der Bibel nicht steht, war seine Aufnahme in das Bekenntnis damals umstritten. Doch am Ende setzte sich die Einsicht durch: Ohne klare Worte ist kein gemeinsamer Glaube möglich.

Ein Bekenntnis, das bis heute verbindet

Das Bekenntnis von Nicäa ist heute das am weitesten anerkannte Glaubensbekenntnis der Christenheit. Auch die altorientalischen Kirchen, die später nicht alle Beschlüsse des Konzils von Konstantinopel (381) mitgetragen haben, stimmen ihm zu. Damit verbindet dieses kurze, klare Bekenntnis Kirchen, die sonst in vielem auseinandergegangen sind.

In den westlichen Kirchen ist es heute weniger bekannt als das sogenannte »Nizäno-Konstantinopolitanum«, das im Gottesdienst gesprochen wird. Dennoch lohnt es sich, gerade 1700 Jahre nach seiner Entstehung, wieder auf das ursprüngliche Nicänum zu schauen. Denn es erinnert an die Kraft des gemeinsamen Glaubens – und daran, dass theologische Klarheit oft einen mühsamen, aber lohnenden Weg erfordert.

Ein Text mit Ecken und Kanten

Wer das Nicänische Bekenntnis liest, spürt: Es ist kein bloß poetischer Text. Es ist ein Statement. Es grenzt sich ab. Es spricht nicht nur von dem, was geglaubt wird, sondern auch von dem, was ausgeschlossen ist. Die Kirche, heißt es am Ende des Textes, belegt diejenigen mit einem Anathema, die sagen: »Es gab eine Zeit, da er nicht war.« Das klingt scharf – und ist es auch. Aber es war Ausdruck eines Ringens um das Zentrum des Glaubens: Dass in Jesus Christus Gott selbst gegenwärtig ist, ganz und gar.

Warum das Jubiläum uns heute angeht

In einer Zeit, in der viele Menschen den christlichen Glauben als unklar oder beliebig wahrnehmen, ist das Nicänische Bekenntnis eine Erinnerung daran, dass Christsein auch bedeutet: sich festzulegen. Nicht um andere auszugrenzen – sondern um dem Geheimnis Gottes mit klarem Verstand und offenem Herzen zu begegnen.

1700 Jahre Nicäa – das ist ein guter Anlass, um zurückzuschauen. Und zugleich eine Einladung, nach vorn zu denken: Was glauben wir? Wie sprechen wir davon? Und was sind wir bereit, gemeinsam festzuhalten?


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